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Unspektakulär wird es später heißen. Absolut unauffällig. Durchschnittlich. Nichts Außergewöhnliches. Absolut konform. Und wieder werden die Medien rätseln, wieso und weshalb und die Experten werden wieder einmal ihre dürftigen Erklärungsversuche abgeben.
Das Leben des jungen Mannes, den wir heute alle nur als Justus (lat. der Gerechte) kennen, verlief tatsächlich in ruhigen und geordneten Verhältnissen und nicht einmal jene, die ihm besonders nahe standen, konnten ahnen, dass es hinter der geordneten, bürgerlichen Fassade wohl schon länger gärte.
Aufgewachsen ist er einem der besseren Berliner Bezirke, der Vater Akademiker, die Mutter Hausfrau, die Familie intakt. Alles war möglich. Auslandsaufenthalte, Studium, Praktika, ja sogar Auszeiten, in denen er sich ganz seinen Hobbys widmen konnte.
Aber vielleicht war es gerade diese heile Welt, dieses Unspektakuläre, diese Ereignislosigkeit, die das Fass zum Überlaufen brachte. Vielleicht war er der ganzen Sicherheit einfach überdrüssig, gelangweilt von all den Möglichkeiten, innerlich ausgehöhlt von all den stumpfen Tätigkeiten, die er wahrnahm, aber für die er nichts empfand. Der Frust, der sich in ihm aufgestaut hatte, und der dann raus musste. Ja, vielleicht musste es ja so kommen.
Vielleicht hätte man aber doch die feinen Risse in der Fassade erkennen können. Die Bilder von Massenmördern in seiner Küche zum Beispiel. Die kompromisslosen Diskussionen mit seinen Freunden. Die ständige schlechte Laune über den Zustand der Welt. Die ätzenden Kommentare.
Hätte man nicht durch moderne medizinische Technologie die Möglichkeit gehabt, seinen kranken Kopf zu untersuchen?. Die Tiefen seines Unterbewusstseins auszuforschen und so die Defekte rechtzeitig erkennen müssen?
Ist der Gesetzgeber nicht hier gefordert, härtere Richtlinien zu erlassen, seine Bürger mehr zu überwachen und eine Kontrollsystem einzurichten, das jeden erfasst und kontrolliert zum Schutze aller. Die Möglichkeiten sind doch da. Warum werden sie nicht genutzt?
Aber vielleicht hätte man sich auch im Privaten mehr kümmern müssen. Vielleicht hätte man das alles doch noch verhindern können, wenn man ihn zur Rede gestellt hätte, wenn man sich um ihn gekümmert, mit ihm diskutiert und ihm Hilfe angeboten hätte. Wenn man einfach da gewesen wäre für ihn.
Doch wer will das beurteilen. Und: Was nützt das alles jetzt noch. Angesichts der Vorwürfe, mit denen sich der junge Mann konfrontiert sieht, ist ein nachträgliches Forschen in der Vergangenheit sowieso müßig. Bei Typen von seinem Schlage sind Unauffälligkeit und scheinbar angepasstes Verhalten zweifelsohne absolut typisch. Tatsache ist, dass es sich bei dem Mann, der sich unter den Decknamen Justus' in den Untergrund zurückgezogen hat, um einen der am schwersten einzuschätzenden Menschen unserer Zeit handelt.
Eher unauffällig |
Alles in Ordnung |
Dieser harmlose Blick |
Veröffentlichungen:
Neue Wahrheit - Tape (1999)
Dreck - Maxi (2002)
Zeichen und Muster LP (2002)