ROYALBUNKER war das schönste Label der Welt. Seit der Gründung 1998, erst als Kassettenlabel unter dem Namen Mikrokosmos, dann als ROYALBUNKER, brachten wir Tonträger heraus, die die HipHop-Welt veränderten. Diverse talentierte Künstler machten hier ihre ersten Schritte, brachten hier ihre ersten Tapes oder Platten raus. Heute kennt sie die Welt. Auf manche sind wir stolz. Auf andere nicht. Hier wurde an ihren ersten Schritten gebastelt, gefeilt und geschraubt, geschrien, gefeiert, geprügelt und nachgedacht, bis das Werk vollendet und groß, schön und stark war. Und die Welt war eingeladen zum Mitgrölen, Mitfeiern, Mitnachdenken und Mitprügeln. It was always Rock'n'Roll but we liked it.
Bei ROYALBUNKER ging es immer um aggressiven Humor und intelligente Gewalt. Um intelligenten Humor und aggressive Gewalt. Um gewalttätigen Humor und aggressive Intelligenz und es ging immer um die letzten korrekten im Game. Hart, ehrlich, konsequent.
ROYALBUNKER hatte nicht für jeden was. ROYALBUNKER war kein Supermarkt und nicht die BILD Zeitung. Aber ROYALBUNKER hatte alles, was wichtig war und teilweise immer noch ist.
Aber natürlich hat jedes Ding eine Geschichte und ROYALBUNKER sogar drei.
Eine Geschichte geht so:
Sonntagabend, Zeit zum Rappen. Die Treppe führt abwärts in ein Kellerlokal. Eines von denen, wo normalerweise türkische Männer unter Neonlicht an Tischen sitzen und ein Domino-ähnliches Spiel spielen. Eine von den Kneipen, wo normalerweise die Gespräche verstummen, wenn man eintritt - alle schauen dich an. Du murmelst so etwas wie eine Entschuldigung: "Oh da habe ich mich wohl geirrt. Nichts für ungut" und du bist froh wieder lebend draußen zu sein. So in etwa sieht es dort aus. Was fehlt sind die türkischen Männer. Was da ist: Die billigen Holztische, der billige Teppichboden und das Neonlicht. Am Tresen steht Jimmi, ein Nigerianer. Zwei, drei seiner Freunde stehen am Tresen. Man könnte sagen: Die Kneipe läuft nicht wirklich gut.
Jimmi grüßt und weist den Weg in das Hinterzimmer. Vorbei an den Toiletten kommt man in einen Raum, der über und über mit billigen Urwaldszenen bemalt ist. Afrikanisch aussehende Gestalten tanzen ums Feuer, eine Sonne versinkt im Meer - Kunst.
Große Kunst!
Eine 10 Zentimeter hohe Bühne an der Stirnseite des Raumes, ist mit dreieckigen Nationalitätenwimpeln geschmückt. Es riecht penetrant nach Stinkbombe, gemischt mit dem Duft von Räucherstäbchen.
Die Stinkbombe war der Racheakt einer drogenvertickenden Jugendbande, die nach Jimmis Auftauchen ihren angestammten Dealplatz verloren hatten… die Räucherstäbchen, der verzweifelte Versuch, den beschissenen Geruch zu vertreiben.
Links neben der Bühne ist eine kleine DJ Kabine. Instrumentale werden aufgelegt.
Ein Typ schiebt sich ans Mikrofon und begrüßt die Anwesenden:
Schönen Abend, schön, dass ihr wieder alle da seid. Freut mich, freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Und da will ich auch gar nicht so lange um den heißen Brei herum reden. Ich würde einfach sagen: Das Mic ist offen. Wenn ihr MCs seid dann steppt ans Mic.Die 5 Leute im Raum applaudieren. Ein weiterer Abend im legendären ROYALBUNKER ist eröffnet. Soweit die Geschichte.
"Mann es gibt Leute in Amerika, die bringen sich einfach selbst heraus, die scheißen auf die ganze Industrie, die sind einfach nur kreativ. Die machen in einer Woche 10 Stücke und dann hauen die das auf Tape und in der nächsten Woche ist das dann in den Läden und im Internet. Mann die haben schon 40 oder 50 Tapes im Angebot, die sind so kreativ, die Schweine. Man muss einfach gucken, dass das Zeug unter die Leute kommt. Man kann nicht die ganze Zeit warten, warten, warten bis irgendwann die große Plattenfirma mit dem Scheckbuch und den Verträgen angerollt kommt und dann geht es ab. Man muss selbst etwas tun, und wenn du kein Geld hast um Platten zu machen, dann machst Du eben Tapes. Was soll‘s. Hauptsache die Leute hören Deinen Scheiß. Mann irgendwann ergibt sich das von selbst, irgendwann klappt das schon mit den eigenen Platten, aber Du musst erst einmal anfangen. Wenn Du anfängst, dann laufen die Dinge schon von selbst. Natürlich ist das viel Arbeit, aber was soll‘s. Das Zeug muss raus und in Berlin muss endlich mal etwas passieren. Ist doch keiner da, der die Dinge mal bündelt und in die Hand nimmt. Mann immer dieses komische Hick Hack. Einfach mal zusammen arbeiten und ein bisschen konsequent sein. Ist doch ganz einfach: Tapes. Den Namen gibt's ja auch schon. Ist doch klar. Royal Bunker, oder? Die Kneipe gibt's ja nicht mehr, also kann keiner kommen und Dir den Namen wegnehmen. Einfach an Start gehen und das Zeug raushauen. Hau rein Mann!!"
1998 haben sich zum ersten mal die besten Berliner MCs in der Kneipe Royal Bunker zu Open Mic Sessions zusammengefunden. Nach Vorbild des Project Blowed in L.A. sollte der Bunker ein regelmäßiger Treff für alle RAP-interessierten von Berlin werden. Mit schwankendem Erfolg fanden dann jeden Sonntag Veranstaltungen statt, am Anfang mit 5 bis 10 Besuchern gegen Ende dann mit bis zu 50 Gästen. Irgendwann war dann aber Schluss. Jimmi, der schöne Wirt Jimmi, der fast ein Jahr lang Sonntag für Sonntag unser Gastgeber war, der schöne Jimmi hatte leider vergessen, Miete für seine Kneipe zu bezahlen und so wurde er irgendwann auf die Straße gesetzt und die Royal Bunker MCs gleich mit. Das war ein trauriger Tag. Ein trauriger Tag für RAP.
Zur gleichen Zeit als es im Royal Bunker losging, wurde von denselben Leuten, auch ein Tapelabel ins Leben gerufen: MIKROKOSMOS Tapeproduktionen. Mehrere Veröffentlichungen wurden auf Mikrokosmos herausgebracht und eigentlich lief alles ganz gut.
Im Sommer 99 allerdings gab es unter den Gründern von Mikrokosmos diverse Differenzen über die künstlerische Linie, die auf dem Tapelabel verfolgt werden soll - man trennte sich.
Die Labelarbeit wurde unter dem Namen MONOPOL Tapeproduktionen weiter geführt. Leider, leider gab es aber in Berlin schon eine Plattenfirma namens MONOPOL und so wurde unter Androhung gerichtlicher Konsequenzen der Name ein drittes Mal geändert hin zu ROYALBUNKER. Das beste Label der Welt - der Name stand, nun ist es seit Längerem schon Geschichte.
Das macht aber nichts, weil T-Shirts gibt es noch immer und tatsächlich gibt es auch immer noch diverse Leute, die sich in Nostalgie suhlen und sich an diese Zeiten erinnern. Es waren große Zeiten. Es waren tolle Zeiten. Es waren gute Zeiten. Let the good times roll again und kauft Euch die Shirts. Yeah!
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