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Dieses Tourtagebuch mit dem wunderbaren Titel "Die schöne und
aufregende Reise durch die Deutschen Lande" ist eine Fiktion. Personen,
Orte und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden
Personen, Orten und Handlungen sind rein zufällig.
Verstanden?
Dann kann´s ja los gehen.
Wer sagt den eigentlich, daß Reisen ein vergnügen sei. Mein
Rücken ist verschwitzt, am Abend werden sich wieder weiße Salzflecken
gebildet haben, das weiß ich jetzt schon, neben mir sitzt ein verrückter
DJ, der mir permanent ins Ohr schreit und die anderen beiden schlafen
auf dem Rücksitz.
Wir fahren durchs Sauerland. "Aha" denke ich, "jetzt
wird mir so einiges klar". Aus dieser Gegend stammt doch auch der
Rapper Dendemann. Kein Wunder ist sein Rap so, wie er eben ist. Wellige
Hügel, ein bißchen wie im Schwarzwald und Städte, die
Siegen oder Olpe heißen. Schwarzweiße Kühe auf saftigen
Weiden, die Jungens hier bekommen bestimmt gut Milch zu trinken, daher
wohl auch die roten backen. Nur das Radioprogramm läßt zu wünschen
übrig. Eins live ist nicht mehr empfangbar, also entscheide Dich
für den Hessischen Rundfunk. Besser nicht.
Wir halten, weil wir einen Supermarkt suchen und finden wollen und landen
in einem kleinen Ort mit Riesenmarkt und alle freuen sich, daß es
ein HL Markt ist. Gutes Sortiment, wie wir ja wissen.
Und tatsächlich. Drinnen rastet Z, der DJ vollkommen aus. Vor Freude.
"Maulorgasmus" brüllt er plötzlich los und eine warensortierende
HL Markt-Aushilfskraft zuckt zusammen. "Maulorgasmus" brüllt
Z wieder und wir anderen verstecken uns. "Epos, Hammer, Brecher"
schreit Z weiter, "das Beste" und hält eine Packung Kombucha
Joghurt Drink in die Höhe, bevor er von 2 Sauerländischen Sicherheitsbeamten
mit auffallend roten Wangen zu Boden gerissen wird.
2 Stunden später können wir weiterfahren. Endlich.
Ein ungastlicher Landstrich dieses Sauerland.
Irgendwie glauben die Sozialdemokraten immer noch, daß man die jungen Menschen einfach nur beschäftigen muß, dann halten sie sich von der Strasse fern und deshalb veranstalten die Sozialdemokraten auch gerne Strassenfeste auf denen sie genau diese für sich erobern wollen.
Leider sind, wenn die Sozialdemokraten da sind keine anderen mehr da und deshalb war auf einem Strassenfest, das im berühmten Bochumer Bermudadreieck stattfand auch kaum Publikum. Savas wurde gebeten in einen schwarz verkleideten Turm zu steigen, um dort seine Show zu performen. Von unten war er nicht zu sehen und eigentlich wollte er auch gar nicht von der anwesenden handvoll wurstessenden und biertrinkenden Familienvätern mitsamt ihren schönen dauergewellten, blondierten Frauen und den allerliebsten Kindern gesehen werden. Dafür wurde er gehört.
Ein schwarzverhülltes Stahlgerüst also, mitten in Bochums Innenstadt aus dem am hellichten Nachmittag schmutzige Texte und Battlerhymes zum Besten gegeben wurden.
Stellt sich eine andere Frage in diesem Zusammenhang. Warum glauben die Veranstalter eines solchen Strassenfestes ernsthaft, dass sie die anwesenden wurstessenden und biertrinkenden Familienväter mitsamt ihren schönen dauergewellten, blondierten Frauen und den allerliebsten Kindern, mit einem Künstler wie Savas erfreuen können. Es war natürlich schon ganz lustig mitanzusehen wie Köpfe sich drehten als "Pimplegioneah" gerappt wurde, der Veranstalter nervöser wurde und schließlich ein erregter Bochumer Streifenpolizist den Strom abstellte, aber jetzt mal ernsthaft: Besonders gut zueinander hat das ja nicht gepasst. Insofern blieb die Hoffnung auf der angekündigten Abendveranstaltung ruhen, die in der Diskothek Planet stattfinden sollte.
Das Planet ist wunderschön, weil sich die Betreiber gedacht hatten, dass der italienische Grottenstil, den man ja noch hin und wieder in altmodischen Pizzerien bewundern kann, auch als Diskoambiente noch einiges hermacht. Und tatsächlich. Das Bedienungspersonal im Planet ist durch die Dekoration so motiviert und aufgeputscht, dass es im Laufe des Abends zu mehreren handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen ist und ein Barkeeper am Schluss den Apfelsaft von Zett auf seinem T-Shirt hatte und Zett dafür Hausverbot. Das war aber gar nicht weiter schlimm, weil an einen geregelten Auftritt von Savas sowieso nicht zu denken war, da nur ein Mikrofon zur Verfügung stand und der Sound so mies war, dass man eh nichts verstanden hat.
Doch irgendwann war auch dieser Abend zu ende, auch wenn er von einem extrem feierwilligen und nicht zu stoppenden Plattenpapzt immer wieder verlängert wurde aber irgendwann lagen wir dann in unserem Ibis Hotel, in dem es leicht nach Abgasen roch und in dem am nächsten Morgen eine Frau mit Ledertop den Frühstücksraum bewirtete.
Irgendwie hatten wir das Gefühl, das professionell nüchterne und geschäftsmäßige dieses angeblichen Hotels ist nichts als eine Fassade.
Am nächsten Tag dann also München.
Eine Stadt auf der nicht allzuviel Hoffnungen liegen, wenn es darum geht ein versautes Wochenende wieder auf Vordermann zu bringen.Aber gerechterweise muss man sagen, München hat uns entschädigt. Für so einiges, aber speziell für den verkackten Bochumtrip.
Als wir nach längerem hin und her doch noch die Nummer des Veranstalters ausfindig machen konnten fuhr uns dieser zu Freunden von ihm, die ein Grillfest veranstalteten.
Da saßen also auf einem 1 mal 1 Meter großem Balkon einer 2-Zimmerwohnung 2 Jungs, die gebannt in die Glut eines wackligen Gartengrills starten und sich an ihrem, wirklich süffigen, Augistenerbräu festhielten. Um sie herum eine Unmenge leerer, halbgefüllter und noch verschweißter Plastiktüten, in denen sich Grillnahrungsmittel befanden, oder befunden hatten.
Schwerfällig bewegte sich ab und zu einer der Jungs in Richtung des Feuers um neue Koteletts, Chicken Wings oder Würste auf den Rost zu legen, denn schließlich mußte das Zeug ja weg.
Seit 4 Uhr nachmittags saßen die beiden nun schon da. Mittlerweile war es 11 Uhr abends, aber der Berg Essen noch nicht gegessen. Um 1, als immer noch 2 Tüten mit Chicken Wings, 4 Schweinenacken und 2 Pakete mit Bratwürsten übrig waren, verließen wir die beiden und hörten nur noch, als wir schon beim Auto waren, ein würgendes Geräusch aus dem dritten Stock. Etwas klatschte auf den Boden und ein Fenster im ersten Stock öffnete sich und ein Mann, der verdammt nochmal starke Ähnlichkeiten mit dem verstorbenen Franz Josef Strauß (Gott hab ihn selig) hatte, schrie aus Leibeskräften "Du Saubazi Du drreggiger. Ainspean solld ma Di."
Das dachten wir auch und machten, dass wir wegkamen.
Wir schauen uns The Dome an und freuen uns über Menschen, die nichts können und trotzdem im Fernsehen auftreten dürfen.
Jenny Elvers, das perfekte Beispiel für eine erfolgreiche Kokain Diät, schreit "megageil" ins Mikrofon und fühlt sich 10 Jahre jünger. Ihr Freund Alex aus dem Container tut so, als würde er mit stark verstellter Stimme in ein Mikrofon singen. "Hallo ich bin Barry White". Ich würde ihm gerne ins Gesicht schlagen.
Schon für seine Bemerkung, die er während seiner Zeit im Container gemacht hat, daß er die Arbeitslosenhilfe streichen würde, wenn er die Macht dazu hätte, wollte ich schon nach Köln fahren und ihn Ohrfeigen. Aber jetzt werde ich richtig aggressiv.
Dieses primitive Stück Scheiße hat doch nur das Glück, einen stinkreichen Vater zu haben, der ihm seine abgewichste Kneipe finanziert.
Kipp doch diesem Arschloch bitte mal einer einen Eimer Gülle in seine verfickten Rheinterrassen. In Kreuzberg wurde das schließlich bei einigen Luxusrestaurants auch erfolgreich praktiziert. Nehmt euch daran mal ein Beispiel.
Alex! Ich ficke Dich und Deine ganze Verwandtschaft. Komm nie nach Berlin Du Hurensohn. Ich hasse Dich und Deine Frau, die ebenso unbegabt und blöde ist wie Du.
Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn ihr in Eurer 2-Zimmerwohnung sitzt und Euch Bilder von früher ankuckt. Keiner interessiert sich mehr für Euch, weil ihr ja auch einfach nichts könnt, was andere nicht auch können. Du Alex hast einfach nur irgendwo gewohnt und wurdest dabei gefilmt und Du Jenny hast einfach nur mit irgendwem gefickt. W O W ! ! !
Aber: So is die Färnsähn.
München geht ab. Der Flavaclub war voll wie selten. Von der Decke tropfte das Kondenswasser und W, Past Shawn, ein Teil von Feinkostparanoia und andere liefern eine der besten Shows ab, die wir unterwegs zu sehen bekommen haben.
Manchmal ist es ja so, daß man sich zu den Vorangegangenen Bands nicht unbedingt äußern will, aber in München war das anders.
Zum Glück fehlten so Leute wie David P und Blumentopf, die den Ruf Münchens in der Öffentlichkeit stark in den Schmutz gezogen haben.
Das wahre Monaco lebt im Flavaclub. 089 repräsentiert. Achtet auf die Termine, wenn ihr dort wohnt.
"Ein Mädchen trug im Flavaclub trotz permanenter Dunkelheit konsequent Sonnenbrille, was leicht geposed aussah.
Als wir dann Tapes verkauften, saß sie direkt vor unserem Verkaufstisch und zuckte bei jedem Menschen, der sich für unsere Kassetten interessierte, zusammen.
Da bemerkten wir, daß sie blind sein mußte und ich beugt mich zu ihr vor und erklärte ihr, was um sie herum geschah.
Sofort faßte sie mir ins Gesicht.
Ich hielt die Luft an.
Sie war ziemlich hübsch und bat mich, da sie gerade ihre Freunde verloren hätte, sie nach draußen zu begleiten. Sie hakte sich bei mir ein und unterwegs erklärte sie mir, daß sie ja nicht immer blind sei, sondern von ihrem Pferd getreten worden war und das Auge deshalb in einem Schockzustand sei und deshalb sozusagen nur Schwarzbild liefere.
Sie rief ihre Mutter an und nach dem Telefonat bemerkte ich, daß ich ihre augenblickliche Blindheit ganz charmant fände, da sie dadurch sehr viel Körperkontakt suchen würde.
Ich drehte mich leicht um, weil ich annahm, daß wir wieder in den Club zurück gehen würden, da legte sie von hinten ihre Arme um mich, strich mir sanft über den Bauch nach unten und meinte: "Ehrlich. Gefällt Dir das?".
Ich erstarrte. Irgendwie war mir das peinlich und ich war froh, als sie mich bat, sie zurück zu ihren Freunden zu bringen.
Dort verabschiedete ich mich höflich. "Bis dann, ja, ja", aber schließlich hatten wir ja auch wieder mal keine Zeit, weil Zett mußte noch Köpfe rauchen und wir (tippt auf die Uhr) mußten immerhin noch nach Berlin zurück."
Eine Woche später, dann wieder Bochum. Wieder am Bermudadreieck, doch diesmal ganz anders.
Creutzfeld und Jakob feierten ihre Recordreleaseparty des Albums "Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag".
Im Backstage hingen Def Jam Deutschland Vertreter herum, aber der übliche Prozentsatz an Menschen, die normalerweise überhaupt nichts mit Rap zu tun haben und die gerne bei solchen Veranstaltungen auftauchen, hielt sich glücklicherweise stark in Grenzen.
Die wahre Party war sowieso in der Halle. Lakmann und Flipstar hatten für ihr Konzert Savas, On&On, Dike, RAG, Too Strong u.a. eingeladen und damit einen echten Volltreffer erzielt.
Über 2 Stunden wurde Rap repräsentiert, ohne Gimmicks, ohne Clowns-Show, ohne Sperenzchen, ohne Firlefanz. Nur Mics und Skillz. Wer hätte gedacht, daß es das heute noch gibt.
Anscheinend lebt Rap doch noch. Wie schön.
Glücklich schliefen wir dann im sehr schönen Schlafzimmer, von Lakis Oma, eingehüllt in rosa Bettwäsche auf etwas zu weichen Betten ein.
Nachts träumte ich von einem riesigen Plattenteller, der sich drehte und ich mußte in die entgegengesetzte Richtung laufen.
Irgendwann wurde ich dann heruntergeschleudert, landete aber sanft auf den Brüsten einer Frau.
Zett, der neben mir lag hob seine Bettdecke und furzte laut und vernehmlich in den blauhimmligen Morgen.
Manchmal haben wir den verdacht, daß in Zetts Körper Tiere wohnen. Zumindest aber verfault er von innen. Das ist sicher.
... war ein Open Air. Es ging noch, obwohl es schon ziemlich kalt war. Die Bühne war klein, der Sound nicht allzudoll und die Boxen, die auf Ständern, direkt vor der Bühne, standen, drohten die ganze Zeit umzukippen, vor lauter Begeisterung.
Das Publikum war nicht zu halten.
Nach dem etwas zu kurzen Auftritt gab es dann was zu essen. Wir trafen Angelika wieder, die wir schon am Abend zuvor in Bochum kennengelernt hatten und fragten sie, ob sie Lust habe mitzuessen. Angelika wollte gerne, aber ihre Freundin, Simone müsse auch mitkommen, denn alleine habe sie Angst.
Schon als die beiden Mädchen sich setzten, konnten wir erkennen, daß sie nicht unbedingt einen Schlüpfer anhatten und etwas irritiert starrte ich zwischen Angelikas Beine. Das schien sie bemerkt zu haben. Sie lächelte und öffnete leicht die Schenkel und jetzt konnte ich es tatsächlich sehen. Ohne ein einziges Schamhaar lag ihre Möse offen vor mir und ich mußte schnell wegschauen, weil ich schon gut Standleiste hatte.
Doch zu meiner Überraschung hatte sich Simone schon längst auf Jacks Roboterschoß gesetzt und testete aus, ob sein Mund nach Getriebeöl schmeckte.
Auch Zett geriet langsam in Aufregung, konzentrierte sich aber weiterhin auf seinen Teller, von dem er nicht aufzublicken wagte.
Mittlerweile hatte sich Angelika erhoben und stellte sich breitbeinig vor mich hin. "Na, willst Du nicht mal nachkucken, wie nass ich bin?" eigentlich war mir das ein bißchen zu direkt, denn schließlich bin ich eher so romantisch veranlagt, aber irgendwie hoben sich dann doch meine Hände und an der Innenseite ihrer Schenkel fuhr ich nach oben. Sie war nass. Leicht teilte ich ihre Schamlippen und an ihrem Stöhnen konnte ich erkennen, daß ihr das gefiel. Ich streichelte ihren Kitzler, woraufhin sie die Schenkel noch weiter auseinander drückte, ihr Becken nach vorne drückte und leicht in die Hocke ging. "Leck mich!" sagte sie und drückte dabei meinen Kopf in Richtung ihrer Pussy.
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich wie es bei Jack, dem Raproboter aus dem Weltall, genau anders herum lief. Da hatte sich Simone vor ihn auf den Boden gekniet und seinen Schwanz aus der engen, türkisfarbenen, Ballonseide-Jogginghose befreit. Ihr Minirock war nach oben gerutscht und gab den Blick auf ihren schönen Arsch und die ebenfalls rasierte, feuchtglänzende Möse frei.
Da sprang Zett plötzlich auf. "Ich halte es nicht mehr aus", schrie er und griff nach einem kleinen Blumensprüher, der auf dem Fensterbrett stand.
Blitzschnell drückte er den Blumensprüher der verdutzten Angelika in die Hand, zog seine Hose nach unten, beugte sich nach vorne und bettelte: "Bitte sprüh mir damit in mein Arschloch!"
Eine Pause entstand. Ich dachte nur: "Oh dieser Zett!" und hatte gerade noch genug Zeit so etwas wie eine Entschuldigung hervorzubringen, bevor die Tür zuschlug und die beiden Damen verschwunden waren.
Wir waren frustriert.
Die Franzosen nennen den Zustand in dem wir uns da befanden: "Mit der Schlange unterm Arm nach Hause gehen", und tatsächlich wankten wir an diesem Abend, mit wahren Prachtexemplaren von Schlangen unterm Arm, in unser Hotel.
Michael Moorhoff war ein gewissenhafter Typ. Einer von jener Sorte Mensch, die lieber zweimal kontrollieren, ob sie das Auto abgeschlossen, oder die Heizung abgestellt haben. Einer, der, wenn er in den Urlaub fliegt garantiert seine Flugtickets nicht vergisst und schon gar nicht seinen Pass, weil er eine Liste hat, auf der er alles aufschreibt und dann abhakt. Auch verpasst Michael Moorhoff unter keinen Umständen seinen Flieger. Nie würde er auch nur 10 Minuten verspätet einchecken. Lieber sitzt er 3 Stunden vor Abflug auf dem Flughafen. Auf dem Flughafen Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. Denn Michael Moorhoff kommt aus Sindelfingen bei Böblingen bei Stuttgart.
Manchmal, morgens, wacht Michael Moorhoff auf mit einem dicken Schädel. Er trinkt halt gern. Auch mal etwas zu viel und dann hat er einen Kater. Wenn man so will ist das, das einzige Laster von Michael Moorhoff.
An solchen Tagen macht sich Michael Moorhoff Sorgen. Ich meine, natürlich macht er sich auch sonst sehr viele Sorgen. Michael Moorhoff ist zwar noch nicht alt, aber von den vielen Sorgen hat er schon Sorgenfalten im Gesicht. Er ist einfach ein Sorgentyp. So ein Typ, der sich morgens, wenn er gerade noch in dieser höchst zerbrechlichen Phase zwischen Aufwachen und Träumen steckt, sich plötzlich fragt, ob die Überweisung, die er gestern losgeschickt hat auch tatsächlich abgebucht wurde und urplötzlich arbeitet sein Verstand auf vollen Touren, er liegt wach und ein siedendheißes Gefühl durchströmt ihn. Es ist pure Energie. Aber diese Energie lähmt ihn, denn es ist Sorgenenergie und wie das Kaninchen auf die Schlange, so starrt Michael Moorhoff auf die Unzuverlässigkeiten des Lebens und sorgt sich.
Ein solcher morgen war es, an dem Michael Moorhoff erwachte, sich noch einmal umdrehen wollte, um ein wenig weiter zu dösen, als ihm plötzlich einfiel, daß das nicht geht. Eine Jam hatte er organisiert, dämmerte es ihm. Mit einem Künstler aus Berlin. Den Traum, den er gerade noch geträumt hatte, vergaß er augenblicklich. Kommen die auch? Jetzt war er hellwach. Oh Gott ich muss sie anrufen. Seine Hand zuckte zum Telefon, da zuckte sie auch schon wieder zurück. Es war 7 Uhr 20. Zu früh um einen Musiker zu wecken. Ich muß mich noch ein wenig gedulden, sagte er sich. Frühestens um 9 kann ich da anrufen.
Es gibt Tage, da vergeht die Zeit wie im Flug, doch an diesem Morgen schien sie zu schleichen. Quälend langsam wurde es endlich 8 Uhr. Um ½ 9 hielt er es nicht mehr aus. Er griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer. Undeutlich meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung.
"Hallo?!? Spreche ich mit Savas? Hier spricht Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend, ich wollte nur fragen, wann ihr denn so kommt. .... Aha verstehe. Ihr fahrt also so um die Mittagszeit los. ... Ja das ist gut. ... Ok. Entschuldige, daß ich dich geweckt habe. Also dann. ... Ja .... Bis dann. Tschüss."
Puh. Das hätte er geschafft. Na dann war ja alles klar. Eine Sorge weniger. Jetzt konnte er erstmal gut frühstücken.
Zum Glück hatte er alles da. Butter, Margarine (für den Notfall), Brot, Käse, Marmelade und sogar Milch war da. Aber eigentlich war ja immer alles da, denn auch zum Einkaufen hat Michael Moorhoff immer eine Liste und er hat sogar eine "ewige Liste" mit all den Dingen, die man immer zu Hause haben sollte. Die hängt bei ihm neben dem Kühlschrank, so dass er sie auf keinen Fall vergisst.
Was für ein schöner Morgen. Der Kaffee war vorzüglich, das Brot herzhaft und mit der Veranstaltung schien es keine Probleme zu geben. Doch halt. Scheiße. Er hatte den Berlinern keine Wegbeschreibung zum Veranstaltungsort gegeben. So eine Scheiße. Hatte er, oder hatte er nicht? Er wusste es nicht mehr. Oh Mann, wie kann man nur so verblödet sein. Ich muss da noch mal anrufen. Aber der schläft ja noch. Später. Aber später, da wäre es zu spät um das Ding noch zu faxen. Was mach ich bloß? Ich muß mich gedulden. Scheiße, warum habe ich da nicht eher dran gedacht.
Unruhig lief er hin und her. An Frühstück war nicht mehr zu denken. Die anderen Sachen waren auch schon erledigt. Gehetzt blickte er auf die Uhr. ½ 10. Mann, noch zu früh. Wenn die um 12 losfahren, dann kann ich da frühestens um 11 nochmal anrufen. Was aber, wenn das zu spät wäre. Vielleicht müssen die vorher noch was erledigen und verlassen deshalb früher das Haus. Ach so Handy. Aber dann kann ich nichts mehr faxen. In seinem Kopf drehte sich alles. Scheiße. Er mußte sich beruhigen. Aber, einfacher gesagt als getan.
Um ½ 11 griff er wieder zum Telefon. Das Freizeichen.
"Ja, äh hallo. Ich bin´s nochmal, Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend. Tut mir leid, wenn ich Dich nochmal stören muß, aber, sag mal habe ich Dir eigentlich eine Wegbeschreibung geschickt? ... ach ja, habe ich? ... na dann ist ja alles gut. Ok, wollte ich nur noch mal wissen. Ok, ja dann. Ok schlaf mal weiter. Ja. Bis dann. Tschüß."
Dann ist das ja noch mal gut gegangen. Und er hatte schon gedacht, er hätte das verpeilt. Natürlich hatte er die Wegbeschreibung schon gefaxt, jetzt fiel es ihm auch wieder ein. Ach, dann war ja alles gut. Aber Moment. Hatte Savas gerade nicht irgendwie noch reichlich verpennt geklungen? Jetzt? Michael Moorhoff starrte auf die Uhr. Es war 5 nach ½ 11. Wenn der jetzt noch pennt, dann schaffen die das doch nie, um 12 loszufahren. Scheiße. Die fahren später los. Oh Mann, dann kommen die zu spät. So eine Scheiße. Ich muss da unbedingt nochmal anrufen und das klarstellen. Nicht jetzt. Schon klar. Aber später. Mann, die dürfen nicht zu spät kommen. So um 12 ruf ich da noch mal an.
Die Zeit bis 12 war hart. Irgendwie wollte sie überhaupt nicht vergehen und einige Minuten lang starrte Michael Moorhoff sogar auf eine Fliege an der Wand, nur weil ihn das ein klein wenig ablenkte und beruhigte.
Mehrmals schon hatte er den Telefonhörer in der Hand, doch dann konnte er sich beherrschen. Mit sehr viel Mühe. 5 vor 12 war es aber soweit. Wieder wählte er die Nummer.
"Hallo? Hallo Savas? Hier spricht Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend. Ja ich wollte nur fragen, wann ihr genau losfahrt. ... ja ... ok. Ich verstehe. 2 Uhr? ... ok ... ja das reicht ja noch ... ok ... ja ich hoffe ihr kommt gut durch .... ok ... also 2 Uhr ... ja. Bis dann ... ok ... Tschühüß."
2 Uhr. Scheiße. Das war reichlich spät. Na gut. Aber wenn die Autobahn frei ist. Dann würde es reichen. Knapp zwar, für seine Verhältnisse. Aber gut. Da kann man nichts machen. Er würde nochmal anrufen. Mann, dass man sich immer um alles selbst kümmern muss. Am Besten wäre echt gewesen, wenn er die aus Berlin abgeholt hätte. Na gut. Man kann nicht alles machen. Aber scheiße ist das schon. Ich muss da einfach noch mal anrufen. Aber jetzt erst mal duschen.
Diesmal verging die Zeit etwas schneller. Zahlreiche Kleinigkeiten waren noch zu erledigen und er mußte mehrere Telefonate erledigen.
Jetzt war es 5 nach 2 als er zum Hörer griff. Es tutete.
"Ja Hallo. Ich bin´s noch mal, Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend. Ja ich wollte nur fragen, ob ihr schon los gefahren seid? ... ah noch nicht ... aha ... ja ... verstehe ... ok ... na gut ... müßte ja auch reichen ... na gut ... wollte ich nur wissen ... ja mache ich ... ok ... Tschüß."
Das gibt´s doch gar nicht. Es war 2 Uhr und sie waren immer noch nicht unterwegs. Jetzt würde es aber wirklich knapp werden. Selbst wenn alles gut laufen würde. Vor 9 wären sie bestimmt nicht da. Warum sind diese Künstler so. Immer alles jiggy. Ihn regte das wirklich auf. Schließlich machte er seine Sache ja auch richtig und nicht irgendwie. Da rackert man sich ab, für diese beschissenen Idioten, baut eine Bühne auf, macht Werbung, schaut, daß alles in Ordnung ist und dann kriegen diese Deppen nicht einmal ihren Arsch rechtzeitig ins Auto. Zum Kotzen das. Aber gut. Vielleicht hatten sie ja auch ihre Gründe. Vielleicht ist ja wirklich etwas dazwischen gekommen und jetzt würden sie aufs Gas drücken und dann ... Aber Savas hatte nicht gerade gehetzt geklungen. Eher so ein bißchen abgehangen. Scheiße, der Typ will mich verarschen. Der kommt gar nicht. Nein, das geht nicht. Ich habe ja einen Vertrag. Aber Deichkind waren kamen letztes Jahr auch nicht und da hatte ich auch einen Vertrag.
Die Gedanken in Michael Moorhoff´s Kopf drehten sich in diesem Moment um 180 Grad. Er war wirklich einem Herzinfarkt nahe, obwohl er gerade mal 21 war und unwillkürlich faste er sich an den Hals, weil er das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Da klingelte das Telefon. Einer seiner Helfer wollte wissen, wo die Getränkekisten abzustellen seien. Eine willkommene Ablenkung und eine sehr willkommene Gelegenheit, Dampf abzulassen.
"Mann! Muß ich Euch wirklich alles erklären. Ihr seid doch wirklich saudumm. Warte mal ich komm mal rüber und zeig es euch. Also wirklich. Dann kann ich es echt alleine machen. Ihr Volltrottel."
Irgendwie entspannte ihn das. Er machte sich auf den Weg und durch die körperliche Beschäftigung, das Kistentragen und dies und jenes aufbauen, vergaß er ein klein wenig seine Sorgen. Zwar schielte er ab und zu auf die Uhr und fragte sich, wie weit sie schon gekommen sind, aber dann war wieder etwas zu erledigen und er vergaß es einfach.
Um ½ 5 war dann aber soweit alles fertig. Hastig wählte er die Nummer.
"Dieser Anschluß ist, vorübergehend, nicht zu erreichen."
Scheiße kein Empfang. Das gibt´s doch gar nicht. Er versuchte es wieder. Das gleiche. Er schwitzte. Das machte ihn fertig, Wenn das jetzt so weitergeht, dann würde er gleich anfangen zu heulen. Er tippte wieder auf die Tastatur. Wieder und wieder. Mal mit Wahlwiederholung, mal die Zahlen langsam und jede für sich. Um 10 nach 5 hatte er Erfolg. Endlich.
"Ja hallo. Hier spricht Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend. Ich wollte nur mal fragen, wo ihr denn schon seid. ... erst?!? ... 150 Kilometer von Berlin weg ... ah ja Stau. Aber jetzt läuft alles, ja? ... ok, na hoffen wir das beste. Ok ja. Bis dann. ... Tschüß."
Er mußte sich setzen. In 2 Stunden würde das Konzert anfangen und diese Pfeifen sind noch 500 Kilometer weit weg. So eine Scheiße. Er hatte es gewußt. Hätte er doch die Kolchose eingeladen. Die waren zwar arrogant und teuer, aber wenigstens wären die rechtzeitig gekommen. Was sollte er jetzt bloß tun? Aktivität. Irgendwas körperliches. Irgendwas, was ihn ablenkt. Aber es war ja alles schon getan. Dann eben umbauen. Dann eben die Bar von links nach rechts und die Stühle von oben nach unten. Er stand auf. Den anderen vom Jugendclub erschien er immer als der große Michael Moorhoff, der souveräne Michael Moorhoff. Keiner sollte merken, daß er Schiß hatte, davor daß die Veranstaltung ins Wasser fallen könnte und wie aufs Stichwort, spürte er einen Regentropfen auf seiner Hand. Er schaute nach oben. Oh je. Der Himmel hatte sich zugezogen und dicke Wolken hingen tief über dem Veranstaltungsort. Na also. Jetzt gibt es ja doch was zu tun. Das Gelände regentauglich machen. Jetzt konnte er beweisen, daß er ein echter Macher war. Ein Kapitän auf dem Boot. Jetzt lag es an ihm, den Überblick zu behalten. Er ging zu seinen Leuten.
Um kurz nach 7 hatten sie das Gelände einigermaßen wetterfest gemacht. Jetzt konnte das Publikum kommen. Und es kam. Es kam in Strömen genauso wie der Regen und wie er aus den aufgeschnappten Gesprächen heraushörte waren sie alle nur wegen Savas da. Der war allerdings noch nicht da und augenblicklich fiel es ihm wieder ein. Er mußte ihn anrufen. Jetzt sofort. Er mußte wissen wo er ist. Er wählte.
"Hallo? Ja hier spricht Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend. Wo seid ihr den jetzt ... aha kurz nach Hof ... wie bitte? ... ja die Verbindung ist schlecht ... was? ... wann ihr auftretet ... was? ... ja ... na so um 11 ... ok ... du meinst das reicht ... na gut .... ja klar ... OK ... bis dann ... ja ... Tschüß."
Na wenigstens waren sie voran gekommen. Aber immer noch reichlich weit weg. Scheiße. Na, wird schon gut gehen. Jetzt gab es erst mal sowieso wichtigeres zu tun. Die Security brauchte Anweisungen. Die Pfadfinder mußten ihren Stellplatz bekommen, wo sie ihr Fleisch grillen konnten und natürlich verspäteten sich wieder ein paar, die für den Getränkeverkauf zuständig waren. Um 8 starteten die ersten Nachwuchsrapper und die anderen Bands, die er für diesen Abend engagiert hatte, waren auch schon da. Nur der Hauptact nicht.
Es war ½ 9. Er wußte das es keinen Sinn hatte nochmal anzurufen aber irgendwie konnte er sich nicht beherrschen.
"Hallo. Ich bin´s, Michael Moorhoff, der Veranstalter von heute Abend. Und wie läuft´s. ... bei Nürnberg ... aha ... na gut, dann seid ihr ja gut durchgekommen ... ok ... na dann geht´s ja nochmal ... wie ... ach so ... ja, ihr fahrt bis Böblingen Ost und dann nach rechts Richtung Sindelfingen ... ja genau ... aber am besten ist glaube ich, wenn ich euch dann abhole ... ok ... ihr meldet euch ... ja ... ok bis später."
Die folgende Zeit war eine Qual. Irgendwie wollte die Zeit nicht vergehen und auf der anderen Seite wurde es rasend schnell immer später. Er hatte Kopfschmerzen. In panischer Hektik organisierte er einen Kumpel mit Auto, der sie zum Autobahnzubringer bringen würde. Dort würde er auf sie warten. Um 20 vor 10 brachen sie auf. Um 15 vor 10 waren sie dort. Immer noch zu früh, er wußte es. Er kannte die ungefähren Fahrzeiten, schließlich hatte er ein Computerprogramm zu Hause, mit dem er sich Fahrten auf die Minute genau ausrechnen lassen konnte. Trotzdem wählte er.
"Ja Hallo, hier spricht Michael Moorhoff. Wo steckt ihr? ... kurz vor Stuttgart ... ok, dann seid ihr ja bald da ... ja genau Böblingen Ost ... ja wir warten dann auf Euch ... was habt ihr denn für ein Auto ... Fiat Lancia ... rot ... ok ... bis gleich ...Tschüß."
Sein Herz hüpfte vor Freude. Sie waren gleich da. Endlich. Sie hatten es wirklich fast geschafft. In einer ¼ Stunde würden sie hier sein. Endlich. Er hatte sich ja solche Sorgen gemacht. Völlig grundlos. Vor lauter Begeisterung ließ er sich von seinem Kumpel dazu überreden, jetzt doch schon ein Bier aufzumachen. Es schmeckte ihm. Er plauderte ein wenig mit seinem Kumpel und beide genossen sie das kühle Getränk.
Um 10 allerdings wurde er ein wenig unruhig. Um 5 nach 10 machte er sich schon wieder leichte Sorgen. Es wird doch nichts passiert sein? Jetzt? So kurz vor Schluß? Er rief an.
"Hallo hier spricht Michael Moorhoff. ... Ja genau ... Ach ihr fahrt gerade ab ... ok ... ja wir warten auf euch ... ist aber auch ausgeschildert ... bis gleich ... Tschüß."
Jetzt würden sie gleich auftauschen. Jetzt gleich. ... Doch da kamen sie nicht. Scheiße. Was war denn jetzt. Sind die an der Ampel vielleicht doch nach rechts gefahren. Er griff zum Handy. Er schaute nach unten. Da kamen sie. Sie waren tatsächlich da. Der rote Fiat Lancia Y 10 Fire. Er wollte hupen und winken. Da waren sie auch schon vorbei. Scheiße er hatte ihnen nicht gesagt wie sein Auto, oder, besser gesagt, das Auto seines Kumpels aussah. Und jetzt waren sie vorbei. Hastig drückte er auf Wahlwiederholung.
"Hallo ich bin´s, Michael Moorhoff. Ihr seid gerade an uns vorbei gefahren. ... ja fahrt mal rechts ran ... wir kommen gleich ... ok ... bis gleich ... Tschüß."
Nach 7 Stunden Fahrt sind wir endlich angekommen. Es regnet. Wir sind leicht abgturned, weil es ein Open Air Konzert ist. Unterwegs hat uns der Veranstalter bestimmt 5 mal angerufen. Michael Moorhoff. Diesen Namen werden wir nie vergessen. Uns bleibt noch eine halbe Stunde bis zum Auftritt. Eigentlich exaktes Timing. Obwohl es wie aus Eimern schüttet hält das Publikum gut aus und geht richtig ab. Nach dem Konzert gehen wir schlafen. Irgendwie war es dann doch ein ziemlich anstrengender Tag.
Handelnde Personen:
Zett, der verrückte DJ
Jack Orsen, Raproboter aus der Zukunft
Ronald Mack Donald, sein Partner
Staiger, der aggressive Fahrer
Der Ort der Handlung ist eine kleine Pizzeria im schönen Augsburg.
Auf den Tischen stehen noch jede Menge dreckiger Gläser. Die Darsteller
befreien unter dem kalten Licht einer Neonlampe einen vom dreckigen Geschirr
und setzen sich.
Eine ältere Bedienung kommt und fragt mit zittrigen Händen nach
den Wünschen der Herren. Cola, Wasser, Apfelsaftschorle und Spezi
werden bestellt.
Nach geraumen 5 Minuten erscheint die Bedienung wieder und serviert umständlich,
doch zur Zufriedenheit der Gäste, die Getränke.
Ein Gespräch über die ersten beiden Alienfilme kommt auf.
Zett: Hammer, Epos. Die ersten beiden Teile von Alien haben uns richtig
beeindruckt, damals in der Schule.
Staiger: Beeindruckt?
Zett: Ja gut wir waren 12 oder so.
Staiger: Das stimmt. Mein Cousin konnte damals nicht mehr einschlafen.
Das
hat ihn wirklich beeindruckt.
Zett: Bei Alien 2 gab es diese eine Szene, wo sie mit diesem Riesenfeuerwerfer
gegen die Aliens gekämpft haben.
(Zett steht auf und vollführt die Kocherbewegung von links nach rechts und ein Geräusch, das sich ungefähr so anhört: CCCCCCHHHHSSSCCCCHHHH)
Jack: Zett mach doch bitte nochmal die Christofer Lambert Bewegung.
( Zett macht die Christofer Lambert Bewegung aus Highlander nach. Die Szene, bei der Christofer Lambert auf einem Berg steht und durch Schattenschwertkampfbewegungen bewies, daß er nichts, aber überhaupt nichts von Schwertkampf versteht. Es sieht sehr gut aus, wie Zett das macht. Alle sind begeistert.)
Zett: Aber das Beste war, wie Ahmet den Feuerwerfer im Unterricht gemacht
hat.
Jack: Ahmet. Wer ist denn Ahmet?
Zett: Das war ein Klassenkamerad von mir.
(Zett setzt sich auf einen Stuhl. Springt auf. Macht die Kocherbewegung von links nach rechts und das CCCCCCHHHHSSSCCCCHHHH- Geräusch und setzt sich auf einen anderen Stuhl. Dann stellt sich Zett an eine imaginäre Tafel und spielt den Lehrer.)
Zett (als Lehrer): Ahmet, aber Ahmet was ist denn hier los. Du hast doch eben noch da drüben gesessen?
(Die anderen sind total fasziniert von dieser total extravaganten Schülerstreichgeschichte
und lachen sich halbtot.
Weil die Story so gut ankommt, macht es Zett gleich nochmal. Von seinem
Stuhl aufgesprungen vollführt Zett noch einmal die Kocherbewegung
und das CCCCCCHHHHSSSCCCCHHHH-Geräusch, doch als er sich auf den
Stuhl stürzen will, der bei dem Tisch steht, auf dem auch die Getränke
stehen, rutscht er aus und reißt sämtliche Gläser samt
Inhalt mit auf den Boden.)
Zett: Scheiße!
(Ronald Mack Donald wurde naßgespritzt und ist sauer. Jack und Staiger lachen. Herein kommt eine junge, schwangere Bedienung.)
Bedienung 2: So geht`s fei net. Des isch hier immer no a Gaschdhaus und kein Schpielplatz. A bissle benehemen könnts euch ja scho!
Zett: Was, was benehmen? Ich bin hier auf dem Boden ausgerutscht, weil der so dreckig war. Hier sieht ja auch aus wie im Saustall.
Bedienung 2: Hier siehts gar net aus wie im Saustall. Jetzt sieht vielleicht aus wie im Saustall, seitdem ihr hier wart.
Zett (schreit): Traaaaauuuuuääääär. Hier zum Beispiel auf den anderen Tischen. Alles noch voll mit schmutzigen Gläsern.
(Herein kommt der Pizzakoch mit einem groooossssen Messer.)
Koch: Gib`s hier Prroblämä?
Zett: Nein, nein alles in Ordnung. War nur eine Verwechslung. Wirklich schmeckt auch vorzüglich. Alles Bestens.
Koch: Ach so, ich dacht scho hier gibt`s Prroblämä.
Zett: Nein, nein wirklich alles bestens. Ich habe nur ein paar Getränke umgeworfen, dafür bräuchte ich einen Lappen.
Kochen: Lappen? Hol i glei.
( Der Koch verschwindet und kommt nach kurzer Zeit wieder mit einem Lappen.)
Bedienung 2: Wer seids ihr denn überhaupt. Dredet´s ihr heute da drüben in der Halle auf.
Zett: Ja. Ich bin Bobafettt.
Bedienung (die inzwischen die Pizza gebracht hat), Bedienung 2 und Koch: Bobafettt. Der mit dene Mixtapes?
Zett: Genau!
Jack, Ronald und Staiger: Was ihr kennt den?
Koch: Klar. Der Tour-DJ vom Savas.
Zett (stolz): Genau!
Bedienung 2: Na wenn mar des gewußt hätten. Dann setz dich amal da her. Geh Giovanni, kannsch du net amal die Getränke hier wegputzen.
(Zett setzt sich und läßt sich von der jüngeren, schwangeren Bedienung füttern, während ihm die ältere Bedienung mit den zittrigen Fingern den Rücken massiert.)
Zett: Herr Giovanni, da hinten ist aber auch noch Dreck.
Koch: Sehr wohl Herr Bobafett. Mach i glei weg.
Zett: Danke und dann hätten wir noch gerne etwas zu trinken.
Bedienung: Sehr wohl Herr Bobafett. Hole ich gleich.
(Die anderen setzen sich mit ungläubigem Staunen zurück an den Tisch. Alle essen. Zett wird noch immer gefüttert. Die Szene versinkt im Abendrot. Eine Schalmei ertönt und spielt das Lied vom stolzen Hahn.)
Vorhang
Das Leben ist keine Realität, das Leben ist eine Fiktion?
Wo hört Rap auf und wo fängt das Leben an?
"Na dann zerleg doch meine Crew, ALTA. Na komm schon ALTA. Dann Fang doch beim Schwächsten an ALTA. Wo sind denn Eure Typen, die einem das Beil in den Rücken haun, ALTA? Na was is, ALTA? Na dann zerleg doch meine Crew, ALTA."
Der Typ vor mir schreit. Irgendwie sieht er ein bißchen so aus als würde er stinken. Ich kann es nicht riechen, weil ich den Atem anhalte. Wir sind hier in Schweinfurt und vor mir steht ein Typ, der Stress will. Um ihn herum stehen Typen, die auch Stress wollen. Sie finden es ganz lustig, daß sich jemand getraut, diese Typen aus Berlin anzumachen. Diese Typen, die alleweil das Maul so weit aufreißen und die ganze Zeit behaupten, daß sie die härtesten sind. Dabei weiß doch jeder, daß die härtesten Gs in Schweinfurt leben. In Schweinfurt!?!
Schon zu Beginn des Abends hören wir die seltsamsten Geschichten. Es gibt Crips und Bloods in der Stadt. Gangs, die tatsächlich in Farben auftreten, mit richtigen Drivebys, Schlägereien und Gunfights. Die Amis, die in der Stadt stationiert sind, hätten das mitgebracht und man soll vorsichtig sein, wenn man sein Cap irgendwie schräg aufhat, weil das bedeutet, daß man gegen die Bloods ist. Wir glauben´s nicht. In Schweinfurt!?! Ich meine, man muß sich diesen Namen doch nur mal auf der Zunge zergehen lassen: Schweinfurt! Und dann noch die Zusätze: Oberrfranken, Bayern und SKF, Schweinfurter-Kugellager-Fabrik. In so einer Stadt gibt es doch keine Gangs.
"Mein Kumpel, den hams neulich angschossen, der war dann im Grangnhaus.
Jetz is er im Gfängniss, der hat Schaiße baud." Mike erzählt
Geschichten. Irgendwie hatten wir schon leichte Minderwertigkeitskomplexe,
daß es in Berlin so chillig geworden ist. Daß wir mit keinen
Ganggeschichten dienen können und man bei uns die Kappen irgendwie
aufsetzen kann. Jetzt auf dem Parkplatz vor dem Veranstaltungsort haben
wir ganz andere Minderwertigkeitskomplexe. Etwa diesen, daß wir
rechnen können und 4 gegen 10, sieht eben nicht besonders gut aus.
Ich frage: "Was willst Du denn?"
Er schreit: "Zerleg doch meine Crew, ALTA. Na komm schon ALTA. Komm,
fang doch beim Schwächsten an ALTA. Wo sind denn Eure Typen, die
einem das Beil in den Rücken haun, ALTA? Na was is, ALTA? Na dann
zerleg doch meine Crew, ALTA."
Ich meine: "Ich glaube du verwechselst da gerade Rap mit Realität."
Er schreit: "Was Realität? Du sollst meine Crew zerlegen, ALTA.
Na was is? Fang doch endlich an! Beil in Rücken! Na los, was is ALTA?"
Ich frage: "Aber was willst Du denn mit solchen Menschen, die anderen
Beile in den Rücken hauen. Entweder, die sind tot, oder im Gefängnis.
Die gibt es doch gar nicht."
Er schreit: "Du sollst jetzt endlich anfangen. Na los, zeig doch.
Zerleg doch meine Crew, ALTA. Wo sind denn Eure Messerstecher, ALTA?"
Ich schreie: "ABER WAS WILLST DU DENN MIT DENEN?"
Er schreit: "Schrei nicht so, ALTA!"
Ich schreie: "Du schreist doch auch."
Er schreit: "Aber das ist meine Stadt."
Ich meine: Ok. Dann laß mich jetzt durch."
Und zu meiner Überraschung läßt er mich durch. Wir verpissen
uns nach drin. Irgendjemand schreit noch "Schwuchtel". Was solls.
Drinnen überlegen wir uns, was zu tun ist. Die unheimlich nette und unheimlich blonde Veranstalterin raunt uns beruhigende Worte zu. "Also Security ham wer keine, brauch ma a net. Hier war no nie Stress. Außadem ham wa noch zwai Männer hia, die sin zwar grad Bier holn, aba die kommn glai wieda." Man kann sich gar nicht vorstellen, wie beruhigt wir waren. Mann waren wir beruhigt. Und als uns Mike kurz vor dem Auftritt auch noch erklärte, daß seine Kumpels angekündigt hätten, Savas zu verprügeln, falls er LMS spielen würde, da stieg der Chill-Faktor ins unermessliche.
Auf der Bühne dann war hardcore. Durch das völlige Fehlen irgendeiner ordnenden Hand stand ungefähr ein Viertel des Publikums auf der Bühne. Nach 3 Tracks hatten Savas und Jack noch ungefähr einen Quadratmeter Platz, in dem sie sich bewegen konnten. Im Publikum drängten sich ebenfalls die Menschen. Die Veranstalter hatten wohl irgendwann beschlossen, die Kasse zuzumachen, dafür aber die Türen auf. Das heißt, wer später kam, war umsonst drin und da waren einige, die drin waren.
Später dann mußte ich nochmal raus zum Auto. Die Stresser waren weg , dafür standen dort jetzt 2 Mädchen, die wohl irgendwie zum Jugendhaus gehörten. "Wir passen auf euer Auto auf. Die wollten das nämlich knacken und die Anlage rausholen. Wir haben das mitgekriegt und deshalb stehn wir jetzt hier."
Ich mußte lachen. Was für eine verrückte Stadt. Unser 50 Mark Autoradio klauen.
Schweinfurt ich liebe Dich.
Und peace an alle, die dort noch klar denken können und die uns supportet haben.